Drucken

 

magicmaps-titel Mit dem Navi unterwegs: Zu Pferd & Wagen

Aus dem Auto ist es heutzutage kaum noch wegzudenken, selbst bei eingefleischten Kartenfetischisten und Taxifahrern prangt heute meistens ein Navigationsgerät an der Windschutzscheibe. Umso mehr erstaunt es, dass derartige Geräte im sog. Offroad-Bereich (also jenseits der asphaltierten Straßen) bisher noch kaum zu finden sind. Woran liegt das?

 

Nun, wir haben es hier mit gänzlich unterschiedlichen Verfahren zu tun: Der Autofahrer möchte in der Regel den kürzesten oder schnellsten Weg von A nach B fahren und dabei möglichst nicht von Staus behelligt werden. Ein Wanderer, Biker, Reiter oder Fahrer möchte möglichst eine landschaftlich schöne, wenig verkehrsbelastete Strecke zurücklegen und verzichtet dabei gerne auf asphaltierte Straßen. Außerdem ist hier der Weg das Ziel, es geht also häufig nicht von A nach B sondern auf einem Rundkurs von A nach A. Geben Sie das mal ohne Zwischenziele auf ihrem Straßen-Navi ein, dann heißt es sofort: „Sie haben ihr Ziel erreicht“ – na prima, aber leider Aufgabe verfehlt J

Wir suchen also ein Gerät, das uns entlang einer zuvor selbst festgelegten Route ständig eine leichte Orientierungshilfe bietet, indem es uns zeigt, wo wir gerade sind und wie sich das mit unserer geplanten Route deckt. Wir bräuchten dann keine Angst mehr zu haben, mitten in einem Wald die Orientierung zu verlieren und dann –Stunden später – völlig abseits der Strecke zu landen. Mit dem Auto kann man schnell mal eine falschen Abschnitt zurückfahren; hat man sich aber nur um ein paar Kilometer verritten, kann das leicht zu einer gefährlichen Strapaze ausarten, insbesondere wenn es dann „unverhofft“ dunkel wird.

 

Die normalen Fahrzeug-Navis sind deshalb sowohl vom Kartenmaterial als auch von der Software her für unsere Zwecke ungeeignet. Mittlerweile haben das auch die Hersteller erkannt und so kommen nun auch langsam Geräte und Karten auf den Markt, die sich mehr an den „Offroad“-Anwender richten.

 

Als Kartenmaterial kommen hier meistens die amtlichen topografischen Karten der Landesvermessungsämter zum Einsatz, die es im Maßstab 1:25.000 oder 1:50.000 gibt. Die Software-Hersteller „veredeln“ diese Karten, indem sie darauf aufbauend eigene Werke produzieren, die neben dem reinen Kartenmaterial auch sog. Objektdaten beinhalten. Dazu zählen Ortsnamen, Straßennamen, POIs (interessante Wegpunkte) oder spezielle Wegenetze.

 

Der von uns getestete Tour Explorer 4.0 von magicmaps liefert z.B. das komplette Radwegenetz des AFC sowie die Radfernwege und überregionale Wandertouren mit. Damit ist z.B. auch eine reine Tür-zu-Tür Navigation auf Radwegen möglich. Es gibt den Tourexplorer für einzelne Bundesländer oder auch für ganz Deutschland. Wir hatten die deutsche Komplettversion im Maßstab 1:50.000, die für 99,90 € zu haben ist. Darin enthalten sind außerdem diverse Tourenvorschläge für Rad- und Wandertouren.

 

Bis jetzt werden noch keine Tourenvorschläge für Reiter und Fahrer mitgeliefert, aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass das in Zukunft kommen wird. Bis dahin kann man sich aber selbst behelfen. Wenn man sich einmal mit der zunächst ungewohnten Programmumgebung und dem Kartenmaterial vertraut gemacht hat, fällt es leicht, eine eigene Route zu planen. Man sucht sich zunächst seinen Startpunkt, entweder durch schrittweises heranzoomen der gesamten Deutschlandkarte oder über die Suchfunktion, in der man nach PLZ, Ort und Straßennamen komfortabel suchen kann. Dann wählt man am besten das Stift-Werkzeug und zeichnet Punkt für Punkt seine Route in die Karte. Die Punkte werden dabei automatisch durch eine Linie miteinander verbunden, so dass man eigentlich nur an Abzweige-Stellen neue Punkte setzen muss. Die Punkte lassen sich einfach setzen und löschen oder auch nachträglich um weitere Punkte an beliebiger Stelle ergänzen. Praktisch ist auch, dass man jederzeit die aktuelle Streckenlänge in einem Objekteigenschaftsfenster ablesen kann.

 

Steht die Route, kann man sie noch um weitere Objekte ergänzen, z.B. mit Markierungssymbolen oder Beschriftungen anhübschen und übersichtlicher gestalten. Das Ergebnis speichert man als sog. Projektdatei. Dieses Dateiformat mit der Endung .ikt ist leider eine eigene Erfindung von magicmaps und nicht mit anderen Overlay-Formaten kompatibel. Das ist sehr schade, weil in einigen Internet-Foren schon Touren für Reiter zur Verfügung gestellt werden. Bleibt zu hoffen, dass der Hersteller hier bald Import-Funktion nachliefert oder die ersten Konvertierungsprogramme zur Formatumwandlung dafür erscheinen. Da es sich bei IKT auch um ein XML-Format handelt, dürfte so eine Konvertierung kein Hexenwerk sein.

 

Die Tour ist fertig – aber wie kann ich sie jetzt mitnehmen? Magicmaps bietet verschiedene Möglichkeiten dafür, so können die Touren auf GPS-Geräte (Garmin, Magellan, Falk, Lowrance sowie auf Pocket PCs und Smartphones) übertragen werden. Dafür ist z.T. eine kostenpflichtige Zusatzsoftware erforderlich, die aber auch gleich im Bundle mit dem Kartenmaterial erworben werden kann.

 

magicmaps1-karte-web

Wir haben die Version MagicMaps2Go für PocketPCs und Smartphones getestet. Dieses Programm läuft leider nur auf Geräten mit Windows Mobile Betriebssystem, andere Plattformen wie z.B. Symbian oder Java werden noch nicht unterstützt.

 

Zum Test haben wir bewusst ein älteres PocketPC-Navi ausgewählt, den Bluemedia PDA 255, Baujahr 2004 mit integriertem GPS-Empfänger. Dieses und viele baugleiche Geräte, u.a. von Medion, wurden seinerzeit häufig zusammen mit einer Auto-Navigationssoftware verkauft und dürften somit noch bei vielen Leuten vorhanden sein. Erwecken wir es zu neuem Leben! (Anm. d. Redaktion: Das größte Problem dürfte dabei sein, dass man zur Installation der Software noch einen PC benötigt, auf dem ActiveSync 4.5 von Microsoft läuft. Im Zeitalter von Vista und Windows-7 dürfte dieses Programm vielleicht unmerklich auf der Strecke geblieben sein, denn ab Vista gibt es nur noch das Synchronisierungscenter für Mobile Geräte, das mit dem alten Pocket-PC System aber nicht mehr kommunizieren kann. Man benötigt also noch einen XP-PC!)

 

Über ActiveSync wird die Software auf dem PocketPC installiert. Zusammen mit dem nötigen Dot.Net Framework ist das Paket rund 12 MByte groß und damit auch auf älteren Geräten mit SD-Speicherkarte schnell zu installieren. Nach einer kurzen Grundeinstellung, bei dem eigentlich nur die richtige Schnittstelle für den eingebauten GPS-Empfänger ausgewählt werden muss (bei unserem Gerät ist das COM2 mit 4800 Baud), kann es schon fast losgehen. Als erstes benötigt man natürlich eine Karte für den PocketPC. Dazu wählt man sich im Tourexplorer einen passenden Ausschnitt. Im Unterschied zu Straßen-Navis benötigen diese Karten erheblich mehr Speicherplatz. Die gesamte Deutschlandkarte z.B. käme auf eine Größe von knapp 10 GByte. Das ist nicht mehr zu handhaben und selbst wenn die Speicherkarte das fassen würde, wäre das Programm nicht in der Lage diese Menge mit annehmbarer Antwortzeit zu verarbeiten. In der Praxis bewährt haben sich Ausschnitte in einer Größe von rund 2000 qm. Dies entspricht einer quadratischen Fläche von 45 x 45 km und sollte für geplante Tagesritte oder Fahrten dicke ausreichen, aber auch doppelt so große Flächen stellen noch kein Problem dar. Die exportierte Karte wird anschließend per ActiveSync oder auch durch direktes Schreiben auf die Speicherkarte auf den PocketPC übertragen. Ebenso verfährt man mit den gespeicherten Projekten - also den geplanten Touren.

 

Im Pocket PC lädt man nun die gewünschte Karte und die passende Tour. Diese wird wie beim Tourexplorer mit einer roten Linie angezeigt. Startet man nun den Navigationsmodus, führt einen das Gerät sehr übersichtlich entlang der Route und zeigt dabei die zurückgelegte und die noch zu reitende Strecke an. Kurz vor Abzweigstellen wird man von einer männlichen oder weiblichen Stimme erinnert, die Richtung zu wechseln. Wer auf die angesagte Navigation verzichten will, kann das Gerät auch einfach als „ständigen Finger auf der Karte“ betreiben. Man weiß dann sofort, wo man ist und ob man sich noch auf der roten Linie befindet. Selbst wenn man die Route mal verlassen muss, weil z.B. ein Weg gesperrt ist, verliert man so nicht die Orientierung und kommt schnell wieder auf den rechten Weg. Ein weiteres Schmankerl ist das Tracking. Aktiviert man diese Funktion, zeichnet das Gerät die zurückgelegte Strecke auf und zeigt sie in der Karte als blaue Linie an. Dies funktioniert sogar auch im Navigationsmodus. Die Tracking-Datei lässt sich speichern und zurück auf den PC übertragen, so dass man also auch Routen aufzeichnen kann, um sie später nachzuverfolgen und sie z.B. Anderen zur Verfügung zu stellen.

 

Fazit: Wir meinen, GPS zu Pferde ist schon eine tolle Sache, das die Ausritte in unbekannter Umgebung sicher viel entspannter gestalten kann. Insbesondere wenn sich schon geeignete Navigationsgeräte im Haus befinden, die nur noch mit der Software und dem Kartenmaterial aufgerüstet werden müssen, ist auch die preisliche Hürde nicht zu hoch. Einen gravierenden Nachteil gibt es allerdings noch: Es gibt noch keine vernünftige Befestigung am Pferd. Das wäre doch mal eine Aktion für einen Ideen-Wettbewerb. Mir schwebt da so ein Pferde-Halsring mit aufgesetztem Schwanenhals vor J

Thomas Maerten